"Von-Autopanne-bis-Winnipeg"

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Die ursprüngliche Idee zu unserem geplanten Abfahrtstermin war, nur noch mal kurz die Reifen nachziehen zu lassen, voll zu tanken und dann in Richtung Dryden weiterzufahren. Dies sollte sich jedoch als zu optimistisch herausstellen, da wir uns bei der Fahrt mit lockerem Hinterrad unsere Felge, die Radbolzen sowie die Muttern so beschädigt haben, dass diese ausgetauscht werden mussten.

Einerseits sind wir froh, dass wir nicht in Mitten der Pampas gestrandet sind, denn hier gibt es einige Werkstätten, doch hat Thunder Bay nicht gerade das Flair, das zum Bleiben einlädt. Da wir jedoch keine Wahl haben, fügen wir uns in unser Schicksal und verbringen vier weitere Tage in Thunder Bay, bis unser Tesomobil mit Teilen aus Memphis/USA wieder zusammengeschraubt auf seinen vier Füßen steht und weiterrollen kann.

Sowohl das Buch über die Schafe von "Glennkill“ als auch das über das Schicksal der Frau Lange und ihr "Mieses Karma“, das wir uns wechselseitig vorgelesen, sorgt für einige ausgesprochen lustige Momente in dieser unwirtlichen Umgebung bei scheußlichem Wetter.

In Dryden angekommen, schauen wir uns einmal mehr verdutzt an, als wir – bei Wal-Mart parkend – von Ignacio, einem ungefähr reifengroßen spanischen selbstständigen LKW-Fahrer, zwei „Iced Cappuccino“ von Tim Horton an das Tesomobil gebracht bekommen. Nur kurz vorher hat er sich, entschlossen zu einer Kaffeepause, von außen begeistert das Tesomobil angeschaut und ein paar Worte mit uns durch das spaltweit geöffnete Fenster gewechselt. Er war so bewegt, Europäer zu treffen, dass er uns wenig später diese nette Überraschung bereitete.

Bereits am Nachmittag auf einem eigens für Touristen angelegten Picknickplatz treffen wir Ron und Diana aus Hamilton, zwei Rückreisende von ihrer Tour durch Nordamerika und Alaska, mit ihrem Mobil. Wir laden sie auf einen Espresso ein und es ergibt sich in der Folge eine gegenseitige Besichtigungstour durch die beiden Mobile und ein netter Plausch. Sie geben uns viele Tipps mit auf den Weg.

Am nächsten Morgen, einmal mehr sehr gut geschlafen, machen wir uns auf nach Winnipeg. Bevor wir die 329 Kilometer unter die Reifen nehmen können, werden wir auch hier wieder von einer Familie auf unser Mobil angesprochen und verplauschten ein Viertelstündchen. Sie sind einfach mal 14 Stunden gereist, um ein paar Tage ihre Familie in Thunder Bay zu besuchen. Wir hingegen sind froh, uns langsam aber sicher von Thunder Bay zu entfernen.

In Winnipeg erfreuen wir uns nach Durchfahrt der schier endlosen Natur des Gewusels der Stadt und spazieren durch den alten Exchange District. Es findet wie auf Bestellung ein Theatre Festival statt, das zwar nur spärlich besucht ist, aber einige Farbkleckse in die Gegend zaubert. Wir beobachten bei einer Tasse Kaffee das bunte Treiben, bevor wir uns mitten in "Liddeliddelie" einen Schlafplatz vor einem italienischen Restaurant suchten.

Ausgeschlafen fahren wir am nächsten Morgen erst einmal zu dem kleinen Waschsalon, den wir am Vorabend am Straßenrand gesehen haben und widmeten uns unserer Wäsche, bevor wir zum Nachmittag in den Südosten der Stadt zu „The Forks“ fahren, an die Stelle, wo sich Red River und Assiniboine River vereinen. Mit einem Wassertaxi machen wir für kleines Geld eine Stadtrundfahrt der anderen Art und genießen in entspannter Haltung die an uns vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten Winnipegs gespickt mit reichlich Information unseres Bootsführers.

Von Winnipeg, eine für uns sehr angenehme und hübsche Stadt, verabschieden wir uns am späten Nachmittag und dieseln weiter westwärts in der Hoffnung, einen schönen Ort irgendwo in der Mitte unseres Weges nach Regina, der Hauptstadt Saskatchewans, inmitten der nicht enden wollenden Prärielandschaft zu finden.

Auch in Brandon, ein Dorf, das sehr stolz darauf ist, so ziemlich genau der geographische Mittelpunkt Nordamerikas zu sein, kommen wir zu rechten Zeit an. Noch bei der Einfahrt nach Downtown wundern wir uns über die menschenleeren Straßen und müssen annehmen, dass es sich hierbei um ein verlassenes Geisterdorf handelt. Doch nach zufälligem Abbiegen finden wir den Grund für die Leere: Alle Bewohner Brandons haben sich auf dem Dorfplatz versammelt und feiern ein Fest bei Musik und Brunnengeplätscher. Wir werden sehr schnell als Nichteinheimische entlarvt, als wir zwei Bisonburger (wir sprachen es wie geschrieben aus) bestellen. Der Grillmeister war erst kürzlich zu Besuch bei seiner Mutter in Bonn (!) und einmal mehr ist klar, die Welt ist klein.
 
Vielleicht ist es der Gedanke, nicht noch einmal an den Mittelpunkt Nordamerikas zu kommen, vielleicht jedoch auch nur der Hunger, der uns einen zweiten „Beison“ Burger ordern und verputzen lässt. Die Buschtrommeln des Ortes schlagen sehr schnell und schon bald wissen alle Dorfbewohner, dass zwei aus Deutschland ihren Feierlichkeiten beiwohnen.

Ein nettes Örtchen, dieses Brandon, denken wir uns, als wir es am nächsten Morgen Richtung Regina verlassen.

Liebe Grüße
Lella und Tommi

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tesomobil.de/index.php

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