"Schönes-Britisch-Kolumbien"

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Es geht rauf und runter. Mal mehr, mal weniger als Verkehrshindernis für die hiesigen LKW. Den Berg hinab mit motorgebremsten 80km/h , den Berg hinauf manchmal mit 30km/h. Am Rogers Pass kämpft sich das Tesomobil dann noch einmal hinauf auf 1330 Meter und wir gönnen uns allen dreien eine wohlverdiente Ruhepause direkt auf dem Parkplatz vor dem Glacier National Park Center. Um es in kanadischer Weise mit Hang zu Superlativen auszudrücken: Dieser Stellplatz stellt nicht nur den höchstgelegenen bislang von uns beparkten, sondern auch den einsamsten und erholsamsten Stellplatz dar. Wir schlafen wie die Steine und das Tesomobil muss am nächsten Morgen auch laut geweckt werden. Schließlich war es draußen ziemlich kalt. In unserer sehr gut isolierten Kabine haben wir an diesem Morgen gerade einmal 18 Grad Celsius.

Die nur wenigen Kilometer zu den Canyon Hot Springs zwischen dem Glacier- und dem Revelstoke-Park lassen diese Temperaturen schnell vergessen. So finden wir uns schon kurze Zeit später mitten im Becken planschender Besucher dieser herrlichen Einrichtung wieder und genießen. Das Vergnügen wird auch zwischenzeitlich nur durch die Einnahme eines Sandwichs sowie eines vorzüglichen Milcheises unterbrochen. Von den Mineralquellen gepflegt, machen wir Bekanntschaft mit Fritz und seiner Frau, die in den kommenden Wochen unseren bereits gefahrenen Weg bereisen werden. Und so tauschen wir das Erlebte bei einem Sonnenbad am Beckenrand aus.

Auf dem Parkplatz vor dem Tesomobil treffen wir dann mit Tom und Nora auf ein reizendes tschechisches Ehepaar, das mit dem Wohnanhänger unterwegs nach Hause in Vancouver ist. Tom bzw. Tomas hilft schnell mit seiner sehr detaillierten Karte über die Umgebung mit den nächsten Reisetipps aus und rät uns, einen kleinen Umweg zu fahren. Liegen doch auf der von ihm genannten Route noch schönere heiße Quellen am Wegesrand, die wir besuchen sollten. Ein sehr netter Plausch im Tesomobil ergibt sich so nur kurz vor unserer Weiterreise. Einen so seltenen Ort mit Drahtlosverbindung hatte Tom auch noch in petto und erinnert sich auch an das Passwort, welches er auf der Detailkarte notiert, die er uns – er hatte sie ja bereits abgefahren – kurzerhand schenkt. Bewaffnet mit so vielen nützlichen Informationen machen wir uns auf den weiteren Weg.

In Revelstoke blitzt und blinkt es gleich in mehreren Farben hinter uns. Der hiesige Polizeibeamte hält uns an, um nachzufragen, warum wir kein kanadisches Nummernschild haben. Mit unserer improvisierten Antwort gibt er sich dann auch schnell zufrieden, ist sehr nett, wünscht uns eine gute Weiterreise und befindet unser Mobil wie so viele für "awesome".

Hinter Revelstoke schlagen wir uns in die Büsche und fahren die No 23 südlich hinunter nach Shelter. Dort verkehrt wie üblich, wenn ein Highway vom Wasser durchschnitten wird, eine kostenlose Fähre an das andere Ufer des Sees. Auf der Fähre lernen wir dann Udo aus Stuttgart kennen, der mit einer Harley unterwegs ist.

Unseren wilden Ritt entlang des sich windenden Highway 23 durch dichte Wälder und an wunderschönen Seeufern entlang unterbrechen wir - von dem Erlebten reichlich ermüdet - kurz vor Nakusp an den dortigen Hot Springs. Angeschlossen an die heißen Quellen gibt es einen kleinen Campingplatz direkt oberhalb eines rauschenden Wildwasserflusses, der unser Nachtlager wird. Hunger treibt uns dazu, den bislang noch nicht eingesetzten Grill aufzubauen, um leckere Würstchen zu grillen. Thomas' Grillwut lässt ihn dann auch die dazugehörigen Kartöffelchen und das Paprikagemüse auf selbem Grill zubereiten. Lella hat sich im Tesomobil eingeschlossen, schließlich soll die Innentemperatur bei der Brotteigherstellung nahezu konstant sein. Das Ergebnis Lellas Backaktion kann sich dann auch schmecken lassen. Ist doch schon etwas anderes, in ein Brot beißen zu können! Die hiesige Brotsituation ist dann doch eher gewöhnungsbedürftig, erwartet man den Biss. (Gibt es das Wort Krume im kanadischen Wortschatz?) Unser selbstgebackenes Brot – Onkolino in Valleyfield sei Dank – schmückt sich mit einer solchen, ist in kurzer Zeit gebacken und schmeckt hervorragend!

Ein halbrundes Becken mit Blick auf den bewaldeten Hausberg, circa 40 Grad heißes Wasser und herrliche Duschen, ein netter Plausch mit der holländischen Betreiberin und zwei Stunden schönster Erholung - wenn das kein Vormittagsprogramm ist! Aber nach dem Angenehmen kommt auch bei uns hin und wieder mal das Unangenehme. Unsere Tanks wollten im nahe gelegenen Nakusp geleert und andere Tanks gefüllt werden. Schon mit einiger Übung geht diese fiese Pflicht dann doch sehr schnell von der Hand und alles Unangenehme verschwindet sogleich in einem Abflussloch.

Mit den Worten "Bitte Fähre fahren!" treibt uns Sarah, unsere geduldige Begleiterin und Navigateurin, wieder das Lachen ins Gesicht. Wir hatten diese Aufforderung von ihr vorher nur ein einziges Mal gehört. Mit der Fähre geht es dann auch schnell von Fauquier nach Needles und unserer Weiterfahrt nach Vernon stehen nur noch einige steile Auf- und Abfahrten im Wege. Vorbei an mitunter menschenleerer Natur, beäugt vom dem ein und anderen Wapitihirschen, kommen wir dann in Vernon an, einem schönen Örtchen mit sogar einem Stadtzentrum. Der bislang ruhigste Wal-Mart-Parkplatz hat bereits einige andere Camper angelockt, die teilweise auch schon die Nachtruhe angetreten haben. Entweder haben viele Reisende in ihren mobilen Heimen keinen Strom oder sind einfach zu viel gefahren und somit zu müde, um die abendliche Aussicht auf den Wal-Mart zu genießen.

Nach Kamloops ist es dann gar nicht mehr so weit. Die 118 Kilometer vergehen wie im Flug. Zwar geht es auch hier wieder rauf und runter, aber das Tesomobil scheint sich in den letzten Tagen an die Strapazen gewöhnt zu haben und tuckert bereitwillig vor sich hin. In Kamloops bringen wir nicht nur Thomas' Kopfbedeckung wieder auf Vordermann, sondern kümmern uns auch um unsere Internetseite, lesen einige E-Mails und recherchieren, in welches B&B wir uns auf Vancouver Island wohl für ein paar Tage niederlassen könnten. Wir haben aber bislang noch nichts gefunden, suchen weiter. Aber vorher stellt sich uns die Frage, wie wir zu unserer nächsten Station Whistler kommen können, da sich diesen Dienstag dort ein massiver Erdrutsch ereignet hat. Ganze Teile eines Berges haben mit ihren Granitmassen den Sea to Sky Highway No 99, der zu der Austragungsstätte der Olympischen Winterspiele 2010 führt, verschüttet. Momentan wird mit Sprengungen an der Wiedereröffnung des Highways gearbeitet. Gut, dass wir uns mit unserem grauen Mobil etwas langsamer bewegen und somit noch 200 Kilometer von der Unglücksstelle entfernt sind, sind wir doch dort von unseren tschechischen Bekannten zum Verweilen eingeladen worden.

Gut auch, dass wir mit dem Tesomobil fahren und nicht etwa im Greyhound-Bus unterwegs sind, da es in einem einen herb-brutalen Zwischenfall gab, den die örtliche Presse mit "The butcher on bus 1170" aufmacht. Ein junger Mann wurde von seinem Sitznachbarn im Schlaf enthauptet, nachdem er mit über 50 Messerstichen getötet wurde. Wie schön ist es doch, beim Reisen seine Sitznachbarn zu kennen!!

Wir sagen Kopf hoch und grüßen Euch aus einem Café mit außergewöhnlich freundlichen und hilfsbereiten Betreibern, dem Frankly Coffee in Kamloops, das nicht nur eine hervorragende Internet-Verbindung hat, sondern deren Betreiber sich auch extra für uns beim örtlichen Radiosender über den Fortschritt der Räumungsarbeiten am Highway informiert haben. Dankeschön!

Lella mit dem Mopp aufm Kopp und der kurz geschorene Thomas

Entsprechende Bildergalerie der ehemaligen privaten web page ansehen:
tesomobil.de/index.php

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