"Machupicchu mit Cusco und Aguas Calientes"

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Das Spielen mit einer Carrera-Bahn ist ja normalerweise Jungs vorbehalten und somit war es auch eher Thomas, der mit Sveni diesem Spaß nachgegangen ist seinerzeit. Gab es doch eine große dieser spaßigen Bahnen im Dachgeschoss, dem damaligen Spielzimmer. Nun haben wir gemeinsam Gelegenheit, das Ganze mal "in Echt" auszuprobieren: Unsere Fahrt von Nazca gestaltet sich auf den ersten 140 Kilometern wie eine Fahrt auf der beliebten Spielzeugbahn! Nur diesmal mit unserem tonnenschweren Reisemobil. Es geht quer durch die Landschaften, die Serpentinen hinauf und hinunter. Eine Haarnadelkurve folgt der anderen, weshalb wir nicht gerade schnell unterwegs sind. Aber so können mal wieder unsere Bremsen auf ihre Funktion hin überprüft werden. Bis Puqio, dem ersten kleinen Etappenziel, brauchen wir denn auch volle vier Stunden und ahnen bereits, dass wir für unsere Fahrt nach Cusco, dem Ausgangspunkt für unseren Machupicchu-Ausflug, auf der von uns gewählten Route eine Ewigkeit benötigen werden.

Doch so wie sich die Bergrücken grün färben, gewinnen wir an Fahrt und überholen sogar die eine Stunde eher losgefahrenen Reisenden Lotti und Manfred mit ihrem Landcruiser. Es ist kalt hier oben zwischen 3.500 und 4.000 Metern und wir passieren etliche Vicuñas und Lamas am Wegesrand. Hin und wieder halten wir kurz, um uns diese pussierlichen Tierchen von Nahem anzuschauen. Eingerahmt wird dieses Erlebnis immer wieder von den den Horizont begrenzenden, schneebedeckten Gipfeln der peruanischen Sechstausender. Ein kleiner Kuhhirte raunt uns beim Vorbeifahren schon wie ein Großer an, ist er wohl der Meinung, dass wir ihn mit seinen "Haustieren" zu schnell passieren. Mit Erreichen einer Mautstation, die uns netterweise wieder nur als normales Auto klassifizieren, was für uns einiges an Ersparnis beim Befahren der Straßen bedeutet, entscheiden wir uns zum Campieren gleich neben dem Schlagbaum. Die gleich nebenan geparkten Polizisten machen diesen Stellplatz augenscheinlich sicherer, behaupten sie doch gleich, extra zu unserem Schutze die ganze Nacht hindurch dort zu stehen. Wollen sie etwa ein Trinkgeld für ihre Dienste?

Hinauf in die Wolken durch dichten Nebel geht es am folgenden Tag. Nachdem wir in so luftigen Höhen einige Kilometer zurückgelegt haben, geht es jedoch zu Tesomobils Leidwesen auch immer wieder hinunter, um kurz danach auch wieder in den Himmel empor zu steigen. Es ist eine tolle und abwechslungsreiche Fahrt! Schnell geht es auch diesesmal leider nicht, da es teils wie in Strömen regnet und wir auf den wässrigen Straßen doch sehr vorsichtig unterwegs sind.

Irgendwie haben wir uns bei der Berechnung der Route vertan, oder unsere Karten haben uns einen Streich gespielt. Erwartete 520 Kilometer nach Cusco werden unterwegs einfach und ohne erkennbaren Grund zu über 700 Kilometern, was für uns einige Mehrstunden Fahrtzeit bedeutet. An dieser Stelle möchten wir uns nochmal ganz herzlich bei Peter Neubert bedanken, der uns stapelweise Kartenmaterial für unseren Trip zur Verfügung gestellt hat. Unzählige Momente haben sich diese Karten als unbezahlbare Unterstützung erwiesen!

Cusco erreichen wir demnach auch zielstrebig und wir werden durch die Stadt bei Sonnenschein begrüßt. Von oben her kommend, haben wir eine blendende Rundumsicht auf die Stadt. Eine schöne Stadt, wie wir später noch feststellen. Hier in Cusco treffen sich fast alle Reisenden bei Helmie auf dem Campingplatz. Es dauert einige Zeit, bis wir zu ihm hinauf finden auf den Hügel unweit der Innenstadt. Helmies Einweisung, auf seine Wiese doch bitte nur mit Allrad zu fahren - hat es in der Vergangenheit doch ganz schön geregnet - befolgen wir. Doch es nützt uns wenig, als wir nur Minuten später mitten in seiner Wiese feststecken. So wie es aussieht, muss unser für den Abend geplanter Stadtrundgang durch Cusco der körperlichen Ertüchtigung mit Schippe und Sandblech weichen. Wir graben, rangieren, graben erneut und so weiter. Lella stellt schnell fest, dass wir hier nicht auf einer normalen Wiese stehen sondern vielmehr auf einer ehemaligen Lamaweide. Wir fördern mit unseren Schippen so einige Hinterlassenschaften dieser Tierchen aus dem Boden hervor und bekommen das Auto nach einer guten Stunde auch aus diesem Matsch befreit, stellen uns auf eine etwas härtere Stelle in Helmies Garten, der nun unsererseits gut präpariert ist für die Einsaat von Mohrrüben. Doch Helmie nimmt es mit Humor, kann er doch sicher sein, dass es für uns ebenso kein Vergnügen ist. Er fotografiert uns noch schnell für seine Internetseite und wir erholen uns erst einmal von der stinkenden Erfahrung.

Bei schönstem Wetter erkunden wir heute die Stadt mit ihren hübsch hergerichteten Plätzen und Straßen. Nachdem wir uns schnell noch für den nächsten Morgen unser Zugticket für unseren Ausflug nach Machupicchu kaufen, schlendern wir durch das freundliche Cusco und bewundern die dicken Mauern der Inka. Wie im Legosteinprinzip erbaut, trotzen diese Mauern, die vielerorts nur noch als Grundmauern für durch die spanischen Eroberer der Stadt auf ihnen errichteten Kirchen, allen Erdbeben. Von Helmie mit guten Tipps rund um das Leben um Cusco versorgt, besuchen wir unter anderem das beste Restaurant der Stadt und sind von der hausgemachten Pasta mehr als angetan (was wäre einer unserer Berichte ohne einen kulinarischen Exkurs?). Die freundliche Bedienung rundet diesen Genuss noch durch einen "Affogato al café" nach unserem Rezept ab und wir machen uns auf unseren weiteren Weg durch diese angenehme Stadt. Auch Lotti und Manfred, mittlerweile in Cusco eingetroffen, laufen uns noch über den Weg, sodass wir uns gegenseitig mit Informationen versorgen können. Wir sitzen noch auf einem der Balkons an der Plaza de Armas, als wir leider nur von oben einen Blick auf das vorbeifahrende Reisemobil von Welfreisen erhaschen können. Die Bekanntschaft können wir somit leider nicht machen - oder noch nicht!

Zurück auf dem Campingplatz unterhalten wir uns noch mit unseren deutschen Platznachbarn Peter und Gisela, bevor es früh dunkel und kühl wird und wir uns in die Wohnkabine zurückziehen. Früh schlafen gehen ist angesagt, wird uns der Wecker am nächsten Morgen doch um vier aus dem Schlaf reißen, damit wir den Zug nach Machupicchu pünktlich erreichen.

Die vierstündige Fahrt nach Aguas Calientes verkürzen wir mit Gesprächen mit anderen Reisenden, so auch mit Juana und Michael, die Peru in drei Wochen bereisen. Der Zug ist voll mit Leuten, die sich dieses Weltwunder auf unterschiedlichste Weise erkunden möchten. Wir entschließen uns für die einfache Variante, dem Besuch von Aguas Calientes aus mit dem Bus und nicht etwa auf dem berühmten Inka Trail, hat doch dieser Trail in der Vergangenheit mehr den Charme eines Volkswandertages bekommen. Sonst wären wir natürlich mit Freuden vier Tage am Stück durch die Berge gewandert.

Aguas Calientes selbst - der Hauptausgangsort eines Machupicchubesuchs -  ist nicht viel mehr als eine wirre Ansammlung von Bretterbuden an dem den Ort durchfließenden gleichnamigen Fluss. Hier reihen sich Restaurants zu Dutzenden aneinander, kleine Hostals werben um die regelmäßig eintreffenden Gäste und dies zu gesalzenen Preisen! Wir beziehen unser Hotel für eine Nacht und verdingen uns die Zeit bis zum nächsten Morgen mit Spazierengehen und dem Probieren von Alpacafilet.

Bereits um kurz nach fünf Uhr morgens besteigen wir den kleinen Bus, der uns zum umso größeren Preis die paar Kilometer den Berg hinauf zu den eigentlichen Ruinen bringt. Mit zu den ersten Besuchern zählend, gehören wir zu denen, die Machupicchu an diesem Tag in völliger Ruhe antreffen. Wir suchen uns einen schönen Platz und betrachten ein grandioses Schauspiel, wie sich der aus tieferen Regionen heraufsteigende Frühnebel um die Bauten schmiegt, die Ausgrabungsstätten für kurze Momente und einige Fotos freigibt um sie nur kurze Zeit später wie in sanfte Watte gepackt wieder zu verhüllen. Die schönsten Momente sind die von kurzer Dauer und schon bald ist die Anlage voll mit Touristen aller Couleur und wir verlassen diesen Ort, der von den Inka der Nabel der Welt bezeichnet wird.

Da wir noch etwas Zeit bis zu unserer Rückfahrt mit dem Zug nach Cusco haben, besuchen wir die hiesigen heißen Quellen, tunken uns in das heiße Wasser und verbringen später noch einige Zeit bei einem Pisco Sour in der angrenzenden Bar. Es gießt wie aus Eimern und wir sind froh, nicht mehr oben auf dem Berg zu sein, wie so viele andere, die morgens entweder länger schlafen wollten oder später angereist sind.

Erst in der Dunkelheit kehren wir zu unserem bei Helmie sicher geparkten Mobil zurück. Da Cusco - wir befinden es bislang als Perus schönste Stadt - alles bietet, um sich den Tag (und vor allem einen Geburtstag!) angenehm zu gestalten, beschließen wir, noch einen Tag zu bleiben, um gebührend reinzufeiern. Doch vorab möchten wir das hiesige Kulturangebot nutzen und stolpern dabei über einen Umzug der hiesigen Universität und zudem am anderen Ende der Stadt eine Feier zu Ehren des Schutzpatronen oder so ähnlich. So wirklich genau können wir das nicht in Erfahrung bringen, doch die vielen bunten Farben der Umhänge und Kleider der Leute sind auch so sehr anschaulich!

Am Abend treffen wir uns dann mit Sheila und Jimmy zum Essen im Cicciolina, welches auf Grund unserer häufigen Besuche demnächst sicherlich in Tesomobil umbenannt wird, haben wir diesem Restaurant darüber hinaus zu einem neuen Gericht auf seiner Karte verholfen. Frische Pasta mit einfacher Tomatensauce sollte schließlich auf keiner italienischen Speisekarte fehlen! In 3.400 Metern Höhe bedarf es nur weniger Gläser für einen feuchtfröhlichen Abend, die dünne Luft macht sich schnell bemerkbar! 

Kurzatmige Grüße aus der Höhe
Lella und Tommi

Entsprechende Bildergalerie der ehemaligen privaten web page ansehen:
www.tesomobil.de/index.php

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